Eberle, du fauler Hund, steh' auf!! --- Teil 1
Originalzitat Audoma Will, Bronnen, Juni 1962
Der Blick
zurück - oder: Wie alles begann...
Wir schreiben das Jahr...tja... wann war das jetzt genau? Wann war's gewesen?... Ah, im Juni 1962. Und damals, im tiefsten Unterallgäu, wo sich tatsächlich noch Fuchs und Hase Gute Nacht sagten, im klitzekleinen Dorf Bronnen, wo sowieso nur zwei oder drei Straßen hinführten und prompt gleich hinterm Dorf aufhörten, also hier, am Ende der Welt, lag der Eberle Sigi, ein junger Bursch' von 20, 21 Jahren nach einer harten Arbeitswoche auf den Feldern der Familie, morgens um 8 immer noch im Bett - hatte er doch, mit der Unbekümmertheit der Jugend, (die zu allen Zeiten gleich ist), angenommen, das sich auf das klitzekleine Anzeigerl im heimischen Zeitungsblatt "Nachernte - Erdbeeren zum Selberpflücken - Pfund 1 Mark" das er verwegen aufgegeben hatte, sowieso niemand melden würde. |
|||||
................... | ................... | ................... | ................... | ................... | ................... |
Ein ziemlich grandioser Irrtum - wie sich jetzt gleich herausstellen wird. Als nämlich der Eberle Siggerl verschlafen zum Fenster des alten Bauernhauses hinauslehnt, wegen des Gschreis und weil der faule Hund endlich aufstehen soll, wen sieht er da? Den Bauern Audoma Will. Mit seinem großen Schlepper ist er hineing'fahrn in den Hof, weil, da draußen, auf dem Feld, mei Siegfried!!! Da stehn's! Da rütteln's am Zaun, Herrschaftzeitn nochamoal!! Naja, aber was kann man schon erwarten von einem "gstudiert'n Depp'n"? Student war er nämlich eigentlich, der Eberle Siegfried, Student der Juristerei, im fernen, großen, glänzenden München, und nur für die Ernteferien heimgekommen, um zu helfen, wie sich's halt gehört, und jetzt verschläft der auch noch.... |
|||||
So alarmiert rennt der Siegfried sofort hinaus wie ein Wahnsinniger, im Haus war ein Brunnen, da steckt er den Kopf drunter, zweng's der Morgenwäsche, dann auf's Radl hinauf, die Kassa hint' nei'gspannt in den Gepäckträger, und die anderthalb Kilometer bis zum Erdbeerfeld hinausgeradelt. Und am Feld? Da war ein Riesenaufruhr. 50, nein 100, nein 200 Autos standen da, und wie's ihn g'sehen haben, da haben ein paar geschrieen, "jetzt kommt er endlich der faule G'studierte!" Und dann war's nur noch Zaun aufmachen, die Leut' aufs Feld lassen, immer hinein, und kein End', und in wenigen Stunden war das Feld ausgepflückt! Und immer noch sind die Leut' gekommen, aber da war nix mehr drin, und gemault haben's, und der Sigi, de ist den ganzen Tag nimmer weggekommen - ohne Essen, ohne Trinken, mit seiner Kassa, am kleinen Hütterl, das eigentlich ein Bienenhäuserl gewesen war, hat er den ersten Selbstpfücktag seines Lebens erlebt, und dann gleich so einen! Aber wie ist er überhaupt zu den Erdbeeren gekommen? Und wie ging's dann weiter? Das, liebe Leser, erfahrt Ihr in den nächsten Tagen, denn dann geht diese Geschichte weiter... Copyright 2009/Renate Eberle |
|||||
zurück zur Startseite | |||||
|