Natur und Ökologie

Heute wollte ich Zwiebeln kaufen, ganz normale Zwiebeln. Im ersten Geschäft kamen diese aus Ägypten. Im nächsten Laden stammten sie aus Australien. Um die halbe Welt bin ich noch nicht gereist, aber diese Zwiebeln. Was sind das für Touristen? Gemüsetouristen?

Brauchen wir diese "Touristen" wirklich, um gesund und glücklich zu sein?

Zuhause, vor den Toren Münchens unter freiem bayerischem Himmel wachsen unsere Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren und später auch das Gemüse Wir verwenden aus gutem Grund auch keine Folien zur Ernteverfrühung.

Unsere Früchte wachsen und werden reif, allein durch das Wechselspiel von Licht, Temperatur, Regen und Sonne. Dieser nicht manipulierte Anbau führt, wie seit Hunderten von Jahren, zu einem natürlichen Erntebeginn, der etwa 14 Tage schwanken kann. Und diese Früchte sind noch immer reif geworden und können, ganz im Gegensatz zu den "Touristen", auch reif gepflückt werden. Sie sind deshalb auch gesünder und stabiler.

Was macht es für einen Sinn, wenn Erdbeeren bereits im Februar aus Chile oder Südafrika eingeflogen werden? Luxus ohne Rücksicht auf Klimaschutz?!

Und was sind das für Erdbeeren, die mit Dichlofluanid behandelt, CO2-begast und auf 12 °C gekühlt drei Tage unterwegs sind und mehrmals umgeladen werden, obwohl der Duft und das Aroma nur bis zu 5 Stunden nach dem Pflücken halten?

In der spanischen Provinz Huelva sind z. B. in den letzten Jahren mehrere tausend Quadratkilometer Ackerland wegen des verfrühten Erdbeeranbaues mit Folien bedeckt worden. Diese Erdbeeren werden im März und April meist mit Luftfracht auch nach Deutschland exportiert. Der Pflanzenschutzaufwand ist enorm, die Rückstandswerte liegen regelmäßig über den deutschen Grenzwerten und das Land ist ausgelaugt und braucht immer höhere Düngergaben. Mittlerweile sind die Böden versalzt und die Grundwasserspiegel um über 15 Meter gefallen. Das Wasser wird knapp, auch für die Bewohner selbst. Jetzt wird in Südspanien schon der Bau von Meerwasser-Entsalzungsanlagen diskutiert.

Die Entwicklung beim Obsttourismus hat eine enorme Dimension erreicht. Das ist "Landwirtschaft brutal". Die negativen Einflüsse auf Umwelt, Natur und Klima sind beträchtlich.

Wir fordern nicht den Anbau von Orangen oder Kokosnüssen vor den Toren Münchens. Das wäre agrarpolitischer Fundamentalismus und lächerlich. Genauso, wie wir nie einen Verzicht auf diese Früchte fordern würden.

Wir fordern aber ein generelles Umdenken in der Ernährung, im Klima- und Naturschutz. Wir fordern die Rückkehr zur heimischen Produktion mit gesunden Früchten unter freiem Himmel, die mit möglichst wenig Aufwand bei Ernte und Vertrieb den Menschen preiswert und in höchster Qualität zur Verfügung stehen.

Zurück zu den Früchten der Saison! Dies war auch schon immer eine Selbstverständlichkeit für die gute Küche.

Der Wahnsinn des Obsttourismus mit industriellem Hintergrund muss ein Ende finden, vor allem für die Früchte, die in bester Qualität vor unserer Haustüre wachsen.

Juni 2007

Siegfried Eberle

 

 
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